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Westdeutsche Zeitung -
15.02.05 - Ausstlg. Teloy-Mühle (Jan-Martin
Altgeld)
Malerei ohne
Malerei" lautet der geheimnisvolle Titel der Ausstellung, die zur
Zeit in der Lanker Teloy-Mühle zu sehen ist. Die Künstler
Wladimir Frelih, Alexander Besel und Christa Kolling haben dabei eins gemein.
Sie alle verwenden Fotos als Basis ihrer Werke, die sie dann am Computer auf
unterschiedlichste Weise verändern. Die Ergebnisse wirken, als seien sie
gemalt, obwohl sie es eigentlich nicht sind. Frelih
beispielsweise, thematisiert in seiner Kunst eher Banales, wie Urlaubsfotos.
Diese scannt er ein, sucht sich einen interessanten Bildausschnitt heraus und
lässt diesen mittels eines Bildbearbeitungsprogramms, bewusst gemalt
erscheinen. Unwichtige Details werden anschließend ausgefügt. Dieser
Arbeitsvorgang kommt auch bei dem Werk "Kids" zum Einsatz. In einer
Ecke, außerhalb des Bildzentrums, sitzen zwei - scheinbar gemalte - Kinder auf
einer Decke. Der Hintergrund des ursprünglichen Fotos jedoch wurde einheitlich
"übermalt". Der Umstand, dass manche der Digitaldrucke auf
Holzplatten aufgezogen sind, verstärkt die Illusion des gemalten Bildes zudem. Mit
Alexander Besel
stellt erstmals ein Meisterschüler Jörg Immendorffs in de Teloy-Mühle aus.
Auch er verarbeitet in seinen Werken Fotos mittels Computertechnik.
Kulturdezernent Hans Mattner-Stellmann betont in seiner Eröffnungsrede, dass
Besel aber auch als (richtiger) Maler an seinen Werken arbeite. Vor allem
verwendet er hier das Mittel des Übermalens von ursprünglichen Fotos. Auf
diese Weise gelingt es Besel, moderne und althergebrachte Arbeitstechniken
miteinander zu kombinieren. Als besonderer Augengang der Ausstellung erweist
sich ein titelloses, großformatiges Werk des Künstlers. Mittig auf Leinwand zu
sehen: Ein Männerkopf, der eine Art Maulkorb trägt und dadurch ein wenig an
"Das Schweigen der Lämmer" erinnert. Schaut man genau hin, stellt man
fest, dass die Maske des Mannes wiederum aus kleinen Köpfen zusammengesetzt
ist, wodurch das Prinzip vom Bild im Bild verwirklicht wird. Christa Kolling
verarbeitet weitgehend zeitkritische Themen. Mit Titeln wie "Compukid
I" bringt die Kaarsterin eine Mehrdimensionalität in ihre Kunst.
Einerseits zeigt das Werk das Foto eines Kinderkopfes, der durch die Bearbeitung
am Computer alle menschlichen Züge verloren hat und sehr maschinell wirkt. Auf
der anderen Seite kann der Titel aber auch darauf hinweisen, dass Kinder
heutzutage viel Zeit vor dem PC verbringen. Als "cocooning",
abgeleitet von dem Begriff "Kokon" bezeichnet man neuerdings den
Effekt des Zurückziehens von Menschen aus dem gesellschaftlichen Leben. Auch
diesen Aspekt thematisiert die Künstlerin, die aber keinesfalls anklagen will.
"Ich möchte nur zeigen, dass die schnelle technische Entwicklung vor allem
Einwirkungen auf die Kommunikation und damit auf das soziale Leben des Menschen
haben kann." |