Das Bonner
Frauenmuseum
präsentiert vom
11. 8. -
10.11.2013 unter
der
Schirmherrschaft
von Prof. Dr.
Uta
Ranke-Heinemann
ein neues
Ausstellungsprojekt:
EVO - Frauen in
den
Weltreligionen.
EVO steht als
Kürzel für
Evolution, für
die Entwicklung
der
verschiedenen
Religionen. 90
Künstlerinnen
sowie acht
kooperierende
Institutionen
geben Antworten
auf den
Stellenwert von
Religionen sowie
deren Verhältnis
zum Weiblichen.
Sie zeigen
sowohl die
Demontage von
Frauen als auch
wegweisende,
neue Positionen
in der
Entwicklung der
großen
Weltreligionen
auf.
Erschreckend und
zugleich
faszinierend ist
es zu sehen,
dass bestimmte
Themen in allen
Weltreligionen
Gegenstand der
Auseinandersetzung
sind: die
politische
Instrumentalisierung
von Religionen
zum Nachteil der
Frauen, die
Entmachtung des
weiblichen
Parts,
Missbrauch und
Gewalt sowie die
Stigmatisierung
der weiblichen
Sexualität. Das
umfangreiche
Veranstaltungsprogramm
(http://www.frauenmuseum.de)
mit
Religionswissenschaftlerinnen,
Künstlerinnen
und
Kirchenfrauen
zeigt, wie
aktuell und
brisant das
Thema ist.
Spannend an
dieser
Ausstellung ist,
dass
Künstlerinnen
aus der
jüdischen, der
islamischen, der
buddhistischen,
der christlichen
und der
atheistischen
Weltanschauung
jeweils ihre
Sicht auf die
eigene Kultur
werfen. Dabei
kristallisieren
sich
übergreifende
Themenblöcke
heraus:
Die
Auseinandersetzung
mit Göttinnen,
Heiligen,
Madonnen und
Engeln, die
Sichtbarmachung
historischer
Frauen und
Prophetinnen,
die politische
Dimension von
Religionen,
sowie das Thema
Sexualität,
Reinheit versus
Unreinheit und
sexueller
Missbrauch. Die
Künstlerinnen
greifen auf die
Quellen selbst
zurück und
verarbeiten sie
in ihrer
Malerei, in
Photographie,
Video oder
Installation.
Die Hinwendung
zum Religiösen
in der
zeitgenössischen
Kunst und die
dezidierte
Rezeption eines
scheinbar
unerschöpflichen
kulturhistorischen
Fundus sind
aktuell weltweit
zu beobachten.
Wenn
Künstlerinnen
diesen Fundus
bearbeiten, dann
vornehmlich mit
dem Schwerpunkt
auf weibliche
Gottheiten und
Frauen in den
jeweiligen
Religionen. Die
abstrakten,
meist mit über
allem stehenden
männlichen,
ordnenden
Gottheiten, die
also eher im
geistig-symbolischen
Raum agieren,
werden von ihnen
tendenziell
dekonstruiert.
Auftakt der
Schau über drei
Etagen bildet
die Präsentation
der Geschichte
der Religionen
im Rheinland von
ihren
archäologischen
Anfängen bis
heute. Bonn war
das Zentrum des
Matronenkults,
daher beginnt
der erste Teil,
der in
Zusammenarbeit
mit dem
LVR-LandesMuseum
entstand, mit
germanisch-ubischen
und römischen
Göttinnen im 1.
bis 3.
Jahrhundert. Die
Terrakotten
weiblicher
Gottheiten aus
Bonn sind zum
Teil erstmalig
öffentlich zu
sehen.
Ulrike
Rosenbachs
"MAIFRAU"
(Rauminstallation
mit Video) zeigt
hierzu ein
eindrückliches
künstlerisches
Statement ihrer
positiven
Identifikation
mit der
Schutz-Göttin
Diana von
Ephesus, der
"Tausendbrüstigen".
Ebenso Julitta
Franke, die den
Schöpfungsmythos
von der Göttin
Eurynome dem
biblischen
gegenüberstellt
und letzteren
als typisch
männlich
geprägten
entlarvt. Petra
Genster & Karin
Meinl zeigen
eine
Videoinstallation,
in der aus der
"Ursuppe" in
einem weiblichen
Schöpfungsakt
neues Leben
entsteht. Weiter
geht es mit der
Kirchengeschichte
in Bonn und der
Region von
Zeiten
einvernehmlicher
Göttervielfalt,
über Verfolgung,
Massenmord, der
Dokumentation
zerstörter
Kirchen und
Synagogen bis
zur heutigen
Konfessionsvielfalt.
In der ersten
Etage sind die
Binnenausstellungen
"Weltreligionen
- Weltfrieden -
Weltethos"
(Stiftung
Weltethos),
"Fräulein
Rabbiner Jonas
(Jüdisches
Museum Berlin),
Hörstuhl
feministische
Theologie
(Frauenbeauftragte
des Ev.
Kirchenkreises
Bad Godesberg -
Voreifel) und
"Mirjams
Paukenschlag" (Genderreferat
des Ev.
Kirchenkreises
Gelsenkirchen/Wattenscheid)
sowie hiervon
sternförmig
ausgehend die
Werke von
Künstlerinnen
aus den
verschiedenen
Religionen zu
sehen.
In die Welt des
Islam entführen
z.B. die
Künstlerinnen
Parastou
Forouhar, deren
orientalische
Musterwelten
sich bei genauem
Hinsehen als
Gewaltszenen
entpuppen.
Firouzeh
Georgen-Ossoulis
Installation
versetzt die
BesucherInnen
durch eine
raffinierte
Spiegeltechnik
mit zwölf
weiteren
verschleierten
Frauen in einen
orientalischen
Mehrab. Homa
Emami hat ein
filigranes,
architektonisch
instabil
anmutendes
Holzgerüst
gebaut, in dem
Objekte zum
Thema Steinigung
schweben. Sie
nennt die
Installation
"120mm Stone" -
dies ist der
vorgeschriebene
Durchmesser der
todbringenden
Steine.
In diesem
Themenfeld sind
auch Angie Hiesl
und Roland
Kaiser
angesiedelt. Sie
zeigen einen
Ausschnitt aus
dem
interdisziplinären
Performance-Projekt
"...und HAAR und
HAAR und HAAR
und...".
Frauenhaar, wie
es hier gezeigt
wird, steht mit
seinen
vielfältigen
religiösen und
politischen
Bezügen für
Gefangenschaft,
Missbrauch,
religiöse
Opfergabe und
Folter.
Maria Redkins
Gemälde gewähren
Einblick in die
jüdische
Weltanschauung:
"Gebet" weist
über
traditionelle
jüdische Rituale
hinaus - eine
weiblich
anmutende
Gestalt hält die
Thorarolle in
Händen. Zipora
Rafaelos "Chefziba",
"Shira" und "Yona"
sind Cutouts mit
feinen
Tuschezeichnungen
mit einem
eindrücklichen
Blick auf den
weiblichen
Inhalt des "Hohelieds
Salomos".
Dies ist auch
Gegenstand in
der christlichen
Auseinandersetzung
mit biblischer
Überlieferung.
Gamma Thesa
Terheyden hat
sich
fotografisch
damit
auseinandergesetzt.
Beide
Künstlerinnen
deuten es im
weiblichen
Sinne: die Frau
als Begehrende,
als Künstlerin,
als Schönheit
der Natur.
Grenzgängerin
zwischen den
Religionen ist
auch Regina
Hellwig-Schmid.
Ihre Adaption
der Legende von
Lilith als
erster Frau
Adams, die nicht
nur den
jüdischen
Volksglauben,
sondern auch die
Dichtung der
Neuzeit und das
Selbstverständnis
der Frau seit
der ersten
Frauenbewegung
geprägt hat,
setzt Lilith
eine Art
Denkmal: Auf dem
Podest sehen wir
ihre Flügel, mit
denen sie Adam
davonflog, ihnen
zu Füßen
Kinderköpfe.
Die
Künstlerinnen,
die sich
explizit mit der
christlichen
Tradition
auseinandergesetzt
haben, setzen
mehrheitlich
kritische
Impulse. Um nur
einige zu
nennen: Monika
Stubig
(Hexenverfolgung),
Cornelia Enax
und Heidi Adrian
fordern
unmissverständlich
mehr Macht für
Frauen in der
Kirche - Enax
hat dafür
bereits die
Päpstin
porträtiert.
Auch Aktuelles
wie die
Missbrauchsskandale
in der
Katholischen
Kirche werden
thematisiert (Manuele
Klein & Detlev
Weigand).
Christine
Theiles Gemälde
"Anklage" zeigt
fünf Geistliche,
die in das
lodernde Feuer
eines
Scheiterhaufens
blicken. Lilian
Moreno Sanchez
verwendet Zitate
und
Versatzstücke
aus der
Renaissancemalerei
und
perfektioniert
sie zu einer
"Ästhetik des
Leidens".
Einen breiten
Raum nehmen
Arbeiten ein,
die sich
explizit mit der
Heiligen- und
Marienverehrung
beschäftigt
haben. Hier ist
z.B. Elisabeth
von Samsonow mit
"The Glory of
Mary Magdalene"
augenfällig. Die
Statue wird ihre
Reise von
Jerusalem ins
Frauenmuseum u.a.
auch auf einem
Kultwägelchen in
Bonns Innenstadt
führen.
Mit dem
Buddhismus hat
sich u.a. Ulla
Maria Zenner in
ihrer
Videoinstallation
"Montañeta"
auseinandergesetzt.
Zenner ist von
der "Dakini",
der
"Himmelstänzerin"
inspiriert,
einer wichtigen
Manifestation
des Weiblichen
im tibetischen
Buddhismus. In
der religiösen
Geschichte wird
sie häufig
entmachtet und
zur Sexgespielin
degradiert. Bei
Zenner wird sie
zur "Reisenden
im Raum", einer,
die sich im
Himmel bewegt.
Zwischen
Hinduismus und
Christentum
schlägt die
deutsch-indische
Künstlerin
Lavanya Boesten
eine Brücke. Auf
ihren Fotos
zeigt sie eine
Inderin in
deutscher
Landschaft.
Haltung und
Gestik sind
sowohl an
christliche als
auch
hinduistische
Rituale
angelehnt.
Obwohl im
Hinduismus die
Göttinnen
gleichwertig
sind, wird dies
paradoxerweise
den irdischen
Frauen im Alltag
verwehrt, im
Gegenteil, sie
werden als
minderwertig und
als Besitztum
des Mannes
gesehen.
Interessant
bleibt es auch
in der zweiten
Etage. Hier
finden sich
Künstlerinnen,
die thematisch
übergreifend
arbeiten, die
atheistische
oder auch neue
Religionen
ausloten. Renate
Hochscheid zeigt
"Göttinnen der
Leinwand". Chris
Bleichers
Neon-Rauminstallation
"BRÜCKE INS
LICHT" ist ihr
eigener Sarg -
ein Frauensarg.
Was zunächst
zynisch klingt,
ist allerdings
ein unbedingt
lebensfrohes,
buntes Werk.
Die
Binnen-Ausstellungen:
"Weibliche
Gottheiten in
Bonn" c/o
LVR-LandesMuseum
Bonn
"Göttinnen aus
dem
Mittelmeerraum"
c/o Frauenmuseum
Wiesbaden und
Bonn
"Weltreligionen
- Weltfrieden -
Weltethos" c/o
Stiftung
Weltethos (Hans
Küng)
"Fräulein
Rabbiner Jonas"
c/o Jüdisches
Museum Berlin
"Mirjams
Paukenschlag"
c/o
Genderreferat
des Ev.
Kirchenkreises
Gelsenkirchen/Wattenscheid
"Hörstuhl
Feministische
Theologie"
Frauenbeauftragte
des Ev.
Kirchenkreises
Bad Godesberg -
Voreifel
"Kirchen &
Klöster,
verschwunden in
Bonn" c/o
Marie-Luise
Kreiss
"Die
Gertrudiskapelle"
c/o Curt
Delander;
Matthias
Weber/Helga-Anna
Fröhling zeigen
Bildergeschichten
der Heiligen.
Teilnehmende
Künstlerinnen:
Heidi Adrian,
Lorena Argüello,
Martha B.
Augustin, Monika
Altrock-Lutterjohann,
Nortrud
Becher-König,
Gisela Berk,
Chris Bleicher,
Lavanya Boesten,
Sophia Carta,
Silvia Cibaldi,
Utta Decker,
Barbara
Duisberg, Heidi
Elvert, Homa
Emami, Cornelia
Enax, Gerta
Fietzek-Kröll,
Lieselotte
Freusberg,
Julitta Franke,
Uta Göbel-Groß,
Margit Goeltzer,
Firouzeh
Goergen-Ossouli,
Silvia Gudehus,
Wendy Hack,
Gisela Heide,
Elfie Hellmich,
Regina
Hellwig-Schmid,
Renate
Hochscheid,
Brigitte
Hoss-Rosenthal,
Siglinde
Kallnbach, Maria
Kirsten-Haas,
Christa Kolling,
Mariele
Koschmieder,
Rose
Kretzschmar,
Barbara Kroke,
Marlene Leal da
Silva Quabeck,
Maria Lohaus,
Barbara Lorenz
Höfer, Erika J.
Lomberg, MATRE,
Uta Meurer,
Sandra Ney,
Ulrike Oeter,
Katharina
Otte-Varolgil,
Hilda van
Overveld-Priew,
Silvia Philipp,
Zipora Rafaelov,
Ulrike
Reutlinger,
Germaine
Richter, Barbara
Riege, Inge
Rose-Grass,
Prof. Ulrike
Rosenbach, Inna
Rust, Lilian
Moreno Sánchez,
Ulla Schenkel,
Marlen Seubert,
Lusja Shatalova,
Ellen Solloch,
Monika Stubig,
Katharina
Tebbenhoff,
Gamma Thesa
Terheyden,
Christine Theile,
Sharon Ventura,
Kathrin Wallat,
Judith Wanzer,
Angelika Wittek,
Sonia Wohlfarth
Steinert, Ulla
Maria Zenner
Teilnehmende
KünstlerInnengruppen:
Portugal: Milita
Doré, Brigitte
von Humboldt,
Kerstin Wagner
Aachen: Ursula
Spinner-Cerutti
& Christine
Willms,
Franziska
Spinner
Berlin: Galerie
Wedding -
Murshida Arzu
Alpana, Ajit
Gupta, Jinran
Kim, Monika
Ortmann, Maria
Redkina
Düsseldorf:
Daniela
Flörsheim &
Karin Flörsheim
Köln: Manuele
Klein & Detlev
Weigand
Köln: Magdalena
im Schutzmantel
- Petra Genster
& Karin Meinel
Köln: Angie
Hiesl & Roland
Kaiser
Würzburg:
Subkutan - Berit
Holzner, Verena
Rempel, Jutta
Schmitt,
Angelika Summa,
Georgia
Templiner
Lilium: Maresa
Jung, Elisabeth
v. Samonsow,
Ellen Sinzig
Aus der Sammlung
des
Frauenmuseums:
Inge Broska,
Helen Escobedo,
Parastou
Forouhar,
Angelika G.
Wetzel, Rune
Mields, Heide
Pawelzik,
Marianne Pitzen,
Yoko Ono, Tina
Schwichtenberg,
Tina Wedel
Kuratorinnen:
Historische
Binnenausstellungen
- Marie-Luise
Kreiss
Künstlerischer
Teil - Marianne
Pitzen
Das Bonner
Frauenmuseum
wurde 1981 von
der heutigen
Direktorin
Marianne Pitzen
und einer Gruppe
interdisziplinär
arbeitender
Frauen
gegründet. Zu
diesem Zeitpunkt
existierte
weltweit noch
keine
Institution
gleichen Namens
oder
vergleichbarer
Zielsetzung. Das
Frauenmuseum ist
kein statischer
Ort mit festem
Bestand, sondern
ein lebendiges
Haus, das sich
aus der Fülle
der weiblichen
Kreativität und
Vielfalt immer
wieder erneuert.
Mehr als 2.500
nationale und
internationale
Künstlerinnen
haben Im
Krausfeld
ausgestellt, 600
Ausstellungen
wurden
durchgeführt,
darunter 30
"Riesenprojekte"
auf jeweils
2.000 qm, 200
Kataloge ediert
und mit mehr als
1000
Veranstaltungen
wissenschaftlich
oder
spartenübergreifend
untermauert. In
den Archiven
wird zu
Geschichte,
Zeitgeschichte
und Kunst
gesammelt,
allein die
Bibliothek der
Künstlerinnen
umfasst 12.000
Kataloge. Die
Sammlung wächst
stetig; sie ist
ausschließlich
auf Schenkungen
angewiesen:
Nachlässe,
Stiftungen,
Sponsoren.
Marianne Pitzen
und ihr Team
sind auch neue
Wege gegangen -
das
Kinderatelier,
die Kunst- und
Designmessen -
sind Projekte,
die in den
letzten 10
Jahren
entstanden sind.
Der Aufbau des
historischen
Bereichs ist in
den letzten
Jahren stärker
in den Focus
gerückt. Das
Frauenmuseum
verbindet auf
einzigartige Art
und Weise
Geschichte mit
Gegenwartskunst.
Kommende
Ausstellungen:
22. bis 24.
November 2013 -
23. Kunstmesse
Frauenmuseum
Dr. Klaudia
Nebelin
Im Krausfeld
53111 Bonn
klaudia.nebelin@frauenmuseum.de
0228 92 655 160
http://www.frauenmuseum.de